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Knorkator in Jena

Knorkator Jena (8)Fürchtet euch: Deutschlands meiste beste Band der Welt hat mit dem Aufhören aufgehört.

28.04.2011 [db] „Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, dass Knorkator im Herbst 2011 ein neues Album veröffentlichen werden. Damit diese Erkenntnis sich im Nachhinein nicht als falsch erweist, haben Stumpen, Buzz Dee und Alf Ator mittlerweile ein Computerprogramm gestartet, welches per Zufallsprinzip Worte und Noten zu Liedern vermischt.“ – als ich das vor einiger Zeit gelesen habe, machte sich Panik in mir breit. Wirkliche, echte Panik. Die Art von Panik, die einem den kalten Schweiß auf die Stirn treibt, die Schüttelfrost hervorruft und einem hundeelend werden lässt. Denn du weißt nie, niemals, ob du noch ein Ticket für eines der Konzerte erhaschen kannst. Diese Angst ist unmenschlich und niemandem ernsthaft zuzumuten. Eine Welt ohne Stumpen, Buzz Dee und Alf Ator ist eine Welt ohne Wahnsinn, Genie und Latex. Und wer will das schon?

Auf dem Weg nach Jena fahren wir an einer brennenden Scheune vorbei und ich denke über Vorzeichen nach. Dunkle Omen und Regen. Auf dem Parkplatz vor dem Kassablanca am Westbahnhof kralle ich mich am Autositz fest. Nein, ich steige nicht aus. Die finsteren Gestalten hier machen mir Angst: Metaler, Grufties, Rockabilies, Normalos! Doch ich werde Richtung Venue geschubst und darf ohne Schirm im Regen stehen. Warum mach ich mir immer die Mühe, meine Haare zurechtzutuften? Neben mir tritt eine Besucherin von einem Bein aufs andere und hält sich zwei Eintrittskarten schützend über den Kopf, während ihre Freunde meckern, dass die Tinte verlaufen würde. Plötzlich ergießt sich ein Schwall Wasser vom Regenschirm hinter mir auf meinen Kopf und wir sind drin! Im Kassablanca, das sich rasend schnell füllt. Ich rette mich auf die Empore und höre mit leichter Nostalgie charmanten DDR-Klassikern wie „Kleine weiße Friedenstaube“ oder „Freundschaftslied“ zu. Währenddessen wird es vor der Bühne immer enger, auf der Treppe und der Empore sehr kuschelig. Kurz nach 21.00Uhr zeigt ein kleiner Monitor einen Countdown an. Einhundert Minuten rückwärts. Als die Anzeige auf 77:10 springt, beginnt das Publikum laut rückwärts zu zählen, bis Schlag 77:00 ein knallgrüner Latexfrosch ins Mirko kreischt, ein durch und durch rot gestylter BuzzDee mit Sumsibrille und Fluppe seine Saiten zupft und ein in Gelb gewandter Alf Ator seinen Keyboardbogen malträtiert. Jungs, was hab ich euch vermisst! Dieser Wahnsinn. Diese Ekstase. Komprimiert auf 77 Minuten zappelt sich Gero durchs Set und Alf mosht sich ins Nirvana. Wenn ich diesen Wahnsinn, der sich vor mir entblößt,  so betrachte, dann habe ich ernste Zweifel am Albumziel Herbst 2011. Wie kann man bitte in so einer Mischung von fanatischen Alleskönnern seriös produktiv sein? Doch das alles hat Methode. Sonst würden sie vom Rücktritt nicht zurücktreten und das Kassablanca an den Rand seines Gästelimits bringen. Sonst würden sie nicht in einem Club spielen, durch dessen raum hohe Fenster man allenthalben einen Regionalzug vorbeirauschen sieht. Sonst würde die meiste, beste Boyband der Welt ihren Ruhestand genießen. Doch wie kann man das, bei so viel künstlerischem Mitteilungsbedürfnis? Sie werden uns wieder den Spiegel vorhalten, die Könige des Offensichtlichen. Sie werden schreddern, meucheln und singen. Sie werden uns mit herausgestreckter Zunge fragen, ob wir auch ja Spaß haben. Ja, haben wir! Knorkator drohen mit sich selbst! Ihr werdet es sehen. Punkt aus.

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